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Donnerstag, 20. Januar 2011

Morgen gibt's nix (明天没有 - mingtian meiyou)

Jianbing (煎饼)
Jeder der schon mal in China war hat mindestens einmal "meiyou" (gibt es nicht, haben wir nicht) gehört. Aber nach einigen Reisen und einer Weile in China hörte ich heute zum ersten Mal "mingtian meiyou" (morgen gibt es das nicht). Es geht um das Frühstück auf dem Tongji Campus in Jiading. Im Sommer gab es noch eine Auswahl von vier verschiedenen Verkaufsständen für Frühstück, Jianbing (煎饼),Roubing (肉饼),Jiaozi (饺子) und Baozi (包子).

Als das Wetter dann kälter wurde, schloss zu erst der Jianbing Laden. Erst nur Vormittags, dann gab es auch Mittags und Abends keine mehr auf dem Campus zu kaufen. Jianbing ist eine Mischung aus Crepes, Pfannkuchen und türkischer Pizza. Auf einer heißen Platte zubereiteter Teig wird mit Ei, etwas Gemüse, Koreander und einer Soße, auf Wunsch scharf, gefüllt und Hand- bzw. Mundgerecht gefaltet. Die Jianbing werden warm gegessen. Eine Portion kostet hier 3 Yuan, ungefähr 33 Euro-Cent.

Qian Ceng Bing (千层饼)
Beim Roubing Laden habe ich meistens Qian Ceng Bing (千层饼) (Tausend Schichten Gebäck) gegessen. Auch dieses gibt es scharf (辣的 - la de) oder nicht scharf (不辣的 - bu la de). Ich habe immer scharf bestellt. Eine Portion kostet auch hier 3 Yuan. Die mit Fleisch oder Gemüse gefüllten Gepäcke im Hintergrund des Bildes kosten 2 bis 2,5 Yuan. Beides bekommt man warm. Als auch dieser Laden geschlossen hatte, brauchte ich eine neue Alternative.
Jiaozi (饺子)

Diese bestand dann aus Jiaozi. Hier gab es nur mit Schweinefleisch gefüllte Jiaozi. Das sind kleine Teigtaschen die gedämpft oder gebraten werden. Die Jiaozi hier werden in großen Bambuskörben gedämpft. Man bekommt fünf Stück für 3 Yuan. Anders als die anderen beiden Frühstücke isst man die warmen Jiaozi dann mit Stäbchen.

Baozi (包子)
Heute hatte auch der Jiaozi Laden zu, und es blieben nur noch die Baozi übrig. Anders als sonst, war die Schlange dort die letzten Tage auch nicht mehr so lang. Also habe ich mir Baozi geholt. Einen mit Rote-Bohnen-Paste gefüllt, und einen mit Gemüse gefüllt. Baozi sind dicke Teigknöddel mit Füllung. Zwei Stück und dazu ein Tee-Ei haben mir als Frühstück gelangt. Dafür habe ich dann ebenfalls 3 Yuan bezahlt. Auch die Baozi werden in Bambuskörben gedämpft und warm gegessen.

Das chinesische Frühstück hat noch mehr zu bieten, einige Sachen gibt es hier in der Mensa, andere sind garnicht auf dem Campus verfügbar. Da ich aber keine Mensakarte habe, und es keine Bargeldkasse gibt, bin ich auf die Läden draußen angewiesen. Was hat das aber jetzt alles mit der Überschrift zu tun?

Seit drei Tagen schneit es nun in Shanghai, nicht so viel wie vor Wochen in einigen Teilen Deutschlands, und mit Null Grad ist es auch nicht besonders kalt. Wie auch immer, sei es durch die wegbleibenden Kunden, die zu faul sind durch den Schnee zu laufen, oder die Kälte, die vielleicht den Verkäufern, die in ihren offenen Läden, aber am "Herd" stehend, mein Frühstück verkaufen. Heute hörte ich an dem letzten verbleibenden Stand, den Baozi-Stand, dann "mingtian meiyou, yinwei xiaxue" (明天没有因为下雪 -sinngemäß: morgen gibt es nichts weil es schneit). Ein bisschen Schnee legt also in der "Better city, better life" Expo und Weltstadt Shanghai die gesammte Frühstücksinfrastruktur für mich lahm...Ich werde mich also nach etwas anderem umsehen müssen, hoffentlich haben die Stände in der Nähe meines Wohnkomplexes etwas für mich, sonst muss ich wohl ohne Frühstück auskommen.

Die Shanghai Wetterstation hat schon für heute eine Schneewarnung ausgegeben, 73 Flüge am Hongqiao Flughafen und 37 am Pudong Flughafen waren verspätet, einer ausgefallen.

echinacities.com
Hier nun noch ein paar Bilder von dem harmlosen Schnee auf dem Campus








In Harbin, Hauptstadt Chinas nord-östlicher Heilongjiang Provinz, sind es gerade -19 Grad, gefühlte -27 (2011-01-20 12:36 Uhr Peking Zeit). Am 29. Januar werde ich endlich mal dort hinfliegen und mir das Eis-Laternen Festival anschauen, ich bin schon sehr gespannt und werde dann berichten, hoffentlich auch mit tollen Bildern.



Mittwoch, 12. Januar 2011

Erdbeben in Shanghai zu spüren

Heute, am 12. Januar 2011 um 09:19 (Pekinger Zeit) gab es ca. 230km von Shanghai entfernt ein Erdbeben der Stärke 5.0 im Gelben Meer. Das Erdbeben konnten wir auch in Shanghai, Jiading Distrikt spüren. Das Bürogebäude des Volkswagen Research Lab China auf dem Campus der Tongji Universität hat für ca. 20 Sekunden leicht gewackelt.

Die Suche mit google.de auf Chinesisch mit 上海地震 (Shanghai dizhen - Shanghai Erdbeben) ergab dann auch gleich Treffer in den Nachrichten und auf der normalen Ergebnisseite von google wurden auch Ergebnisse der realtime search von google, hauptsächlich von twitter, angezeigt.
Echtzeit-Suchergebnisse bei Google






Echtzeit Twitter Suchergebnisse auf Google (auch in China)

Das ist insofern interessant, als das ich noch nie gesehen habe, dass Echtzeit-Suchergebnisse auf der normalen Trefferseite stehen, noch, dass sie online, wie in einem Ticker, aktualisiert werden. Noch viel interessanter ist aber, wieviel, Sekunden nach dem Beben, auf Chinesisch darüber getwittert wurde. Zum einen ist das ja eigentlich Arbeitszeit, zum anderen ist aber Twitter in China eigentlich durch die große chinesische Firewall geblockt...Aber es finden sich wohl immer Wege - ich komme ja auch irgendwie auf meinen Blog. Ein weiterer interessanter Punkt ist, dass so Twitter Feeds, auch wenn geblockt, ohne VPN oder proxy in China gelesen werden können. Das Bedarf aber noch einer "genaueren" Prüfung ;-) Facebook und andere Microblog und Nachrichtendienste sollen ebenfalls in Googles Echtzeitsuche fallen. Probiert es selber: http://www.google.de/realtime

Jetzt habe ich noch zwei Karten mit der Position des Erdbebens eingefügt. Die Karten sind von einer chinesischen Nachrichtenseite.

Beben im Gelben Meer

Beben, ca. 230km von Shanghai entfernt

Samstag, 8. Januar 2011

schreiben

Heute will ich mal über das Schreiben schreiben. In letzter Zeit schreibe ich ja sehr viel. Da waren Briefe an meinen Neffen zum Nikolaus, zu Weihnachten und zu seinem Geburtstag. Und noch was, achja, die Bachelor Thesis. Während die ersten beiden ja mehr als Spaß und Erzählung gedacht waren ist letztere ja akademisch zu verfassen, und auch noch auf englisch - nein, nicht auf chinesisch.

Naja, und diesen Blog schreibe ich ja auch noch. Da komme ich dann auch schon zum Thema - der / die / das Blog. Leider erhalte ich nur wenig bis garkein Feedback zu dem was ich hier rein poste. Weder als Kommentar im Blog oder auf anderem Wege. Zwar wird mir immer wieder beteuert, dass regelmäßig hier gelesen wird, aber ohne entsprechendes Feedback weiß ich ja garnicht was für die Leserinnen und Leser interessant ist.

Also, weil ich

  1. außer schreiben nichts erlebt habe, und
  2. nicht weiß was ich gerade hier schreiben soll, weil ich
  3. kein Feedback erhalte

sind dieses Mal die Leser aufgefordert in den Kommentaren etwas inspirierendes einzutragen. Einige der Leser, so hoffe ich, verfolgen ja auch Meldungen aus und über China, vielleicht gibt es ja da mal interessante Themen?

Überlegt euch was und bis zum nächsten Mal.
schreiben




Montag, 3. Januar 2011

新年给力 - xīn ​nián​ gěi​ lì​ - cooles neues Jahr

新年快乐 - Frohes neues Jahr


Wie angekündigt, gibt es dieses mal wieder etwas kulturelles. Es geht um das viel diskutierte Internet und die chinesische Sprache.


Die englischsprachige China Daily Website schreibt über das Buch The Cult of the Amateur: How Today's Internet Is Killing Our Culture von dem Amerikaner Andrew Keen, die Regierung überlegt ob Voice over IP Dienste wie Skype geblockt werden sollen um die heimischen Telefonanbieter zu schützen, Regimekritiker die im Internet bloggen werden unter Hausarest gestellt und Websites mit nicht parteikonformen Inhalten werden durch  Chinas Firewall geblockt. Die chinesischen Softwarehersteller vom Messanger Dienst QQ und der Sicherheitssoftware 360° brechen einen Streit vom Zaun, Google liegt auch in China ständig im Klinch mit den Behörden und ich muss einen VPN Client benutzen um auf meinen Blog zuzugreifen und zeitgleich kommt der Facebook Chef, Facebook ist hier in China ebenfalls geblockt,  persönlich auf einen Besuch in China vorbei.  


Was könnte ich also spannendes über das Internet hier schreiben? Nun, wie überall in der Welt hat sich auch in China eine eigene "Internetkultur" gebildet. Dieser Mikrokosmos hat aber auch Auswirkungen über die Grenzen des Internets hinaus. Heute möchte ich ein bisschen darüber berichten wie sozio-kulturelle Einflüsse von außen in diese "Internetkultur" eintauchen, und wie diese wiederum Einflüsse auf den Alltag haben.

Zhang - Wort des Jahres 2010
Steigende Inflation, ein Konsumerpreisindex von über 5% im November 2010 und um mehr als 11%  gestiegene Lebensmittelpreise werden auch im Internet stark diskutiert. Die Netizens bringen den realen Alltag in das Internet, schreiben und diskutieren darüber in Blogs und den hier sehr beliebten Foren. In diesen Diskussionen über die Preissteigerung ist immer wieder der Begriff  [zhǎng​] verwendet worden. Zhǎng bedeutet "ansteigen", und dieser Begriff hat den Unmut über die stetig steigenden Preise im Internet am besten ausgedrückt. Mit Abstand hat dieses Zeichen bei einer Umfrage von tianya.cn es zum "Zeichen des Jahres" geschafft.  [Englischer Artikel: http://www.chinadaily.com.cn/china/2010-12/18/content_11721296.htm] Das Beispiel zeigt, dass das Internet nicht nur irreale Welten wie die beliebten Spiele "World of Warcraft" oder "Call of Duty" beheimatet, sondern auch für alltägliches eine Plattform bildet.

Vote for Geili
Wie aus dem Internet heraus Einflüsse auf den Alltag entstehen soll ein anderes Beispiel zeigen. In nördlichen Dialekten wird der Begriff 给力 [gěi​ lì​] mit seiner wörtlichen Bedeutung "Kraft geben, Macht geben" verwendet. Doch immer öfter wurde dieser Begriff, der ein bisschen der Aussprache von "geil" ähnelt, mit der Bedeutung "cool", "großartig", "stark" verwendet. Am 10. November benutzte dann ausgerechnet die Zeitung People's Daily (人民日报 - rén​mín​rì​bào​) auf der Titelseite den Begriff Geili in einer Schlagzeile. [Englische Seite: http://www.chinadaily.com.cn/life/focus/2010top10/2010-12/13/content_11683798.htm]. Die Titelseite dieser Zeitung wurde daraufhin in vielen chinesischen Blogs gezeigt und diskutiert. Das führte dazu, dass der Begriff Geili in einer Umfrage der China Daily und Wenhua China als Kulturevent des Jahres 2010 zur Wahl vorgeschlagen wurde. Die Wahl läuft noch bis zum 15. Januar 2011, ich bin auf die Ergebnisse gespannt. (chinesische Seite: http://www.ccdy.cn/zhuanti2010/wenhuatop10/2010-12/08/content_715712.htm?TPSecNotice]


Aufmerksam geworden bin ich auf den Begriff Geili durch ein Gespräch mit jungen chinesischen Studenten beim Weihnachtsessen vom Volkswagen Research Lab China. Erst darauf hin habe ich die Berichte darüber im Internet gelesen. Als wäre das nicht genug, habe ich diesen Begriff auch in der Werbung hier wiederfinden können, und zwar bei McDonalds. Dem Slogan von Fisherman's Friends ähnelnd preist McDonalds einen scharfen Bürger mit dem Spruch "Nicht scharf nicht Geili" (不辣不给力 - bù​ là​ bù​ gěi​ lì​) an.




"Nicht scharf nicht Geili"  bei McDonalds in China

Ich hoffe dieser kleine Ausflug in die moderne chinesische Sprache findet interessierte Leser. Feedback ist natürlich immer willkommen. Bis zum nächsten Beitrag wünsche ich allen Lesern ein

cooles neues Jahr (新年给力  - xīn ​nián​ gěi​ lì​).